18.8.-2.9.2018
Die Anreise mit den Autos klappte problemlos, sodass wir uns im Morgengrauen noch den wirklich sehenswürdigen Mont Saint Michel anschauen konnten. Der diesjährige SKS-Prüfungstörn startete dann vormittags am Samstag in Saint Malo, vollbesetzt mit SKS-Prüflingen und 2 Skippern mit der Bootsübernahme von der Vorcrew, dem Stauen der Vorräte, der Kojenverteilung und der Einteilung der Wachen. Die Skipper hatten sich für ein System mit 3 Wachen (à 3 bzw. 2 Personen) und 3-stündigen Wachen entschieden. Dies bedeutete dann 6 Stunden „Freiwache“ und eine tägliche Verschiebung der eigenen Wachzeit, sodass alle die Möglichkeit bekommen sollten alle Situationen zu üben.
Der Sonntag begann mit der obligatorischen Sicherheitseinweisung. Die Laune war prächtig und wir wollten gleich mit der ersten Schleusenöffnung auslaufen. Dazu hatte Philipp schon zum ersten Mal eine Pilotage-Skizze für das Fahrwasser aus St. Malo heraus angefertigt. Wir segelten vorbei an den schönen Leuchtfeuern und entschieden uns wegen der unangenehmen Welle bei wenig Wind, Jersey anzulaufen. Am Montag ging es weiter nach Guernsey. Auf dem Weg dorthin wurde auch gleich erstmals das Radargerät getestet und die Orientierung für Radarfahrt geübt. Außerdem erlebten wir unser erstes Naturschauspiel: Wir sahen wunderschöne orographische Wolken, die sich an der Westküste Jerseys bildeten, und wurden kurz von einer Robbe bestaunt. Abends erreichten wir St. Peter Port und klarierten dort förmlich ein. Hier legt man noch großen Wert darauf, weshalb vor dem Landgang die entsprechenden Formulare ausgefüllt werden mussten.
Wir beschlossen gemeinschaftlich, dass die Planung für den Folgetag immer durch die „15-18 Uhr - Wache“ erfolgen sollte. Nach der Tidenberechnung ergab sich, dass sowohl Tide als auch Strömung erst am Nachmittag günstig sein würden, sodass wir für den Vormittag ein erstes Hafenmanövertraining anberaumten. Durch Aufteilung in zwei Gruppen hatten alle Mitsegelnden auch die Möglichkeit ein paar Stunden an Land zu verbringen. Am Nachmittag verließen wir Guernsey mit Ziel Sark. Dabei haben wir uns kurz vor Hochwasser die nicht ganz triviale Durchfahrt zwischen Herm und Jethou ausgesucht, die navigatorisch sehr spannend war. Mit beiden Inseln achteraus wollten wir eine Trainingseinheit Boje über Bord durchführen. Allerdings schob uns die Strömung trotz Nippzeit mit beeindruckender Geschwindigkeit nach Norden, sodass wir recht schnell abbiegen mussten um nicht zu weit abgetrieben zu werden. Die teilweise über 40° Versetzung durch Strömung trotz ca. 4kn Fahrt durchs Wasser machte allen sehr anschaulich klar, weshalb die ordentliche Routenplanung insbesondere der Strömungsverhältnisse in diesem Revier unerlässlich ist. Auf der Ostseite von Sark machten wir am frühen Abend an einer Mooring bei Grève de la ville fest und erlebten dort einen Sonnenuntergang der anderen Art: die glühenden Felsen von Sark.
Am Abend planten wir dann die Überfahrt über den Kanal Richtung Isle of Wight. Es ergab sich nach Zusammenschau aller relevanten Einflussfaktoren (Wind, Strömung im Race of Alderney, Strömung für die Einfahrt in den Solent bei den Needles), dass wir mit einer Abreise gegen 15 Uhr auf allen Reiseetappen die bestmöglichen Bedingungen haben würden. Damit war ein kollektiver Landgang auf dieser traumhaften Insel am Mittwochvormittag gesichert und wir konnten alle die Sehenswürdigkeiten von Sark erkunden. Die ersten Tage waren wundervoll. Die guten Segelbedingungen, das gute Wetter und die tolle Natur waren wohl alles Faktoren die dazu beigetragen hatten, dass sich schon jetzt ein super Crewgefüge hergestellt hatte wo sich jede*r hilfsbereit und umsichtig in das Bordleben einbrachte.
Am Nachmittag brachen wir dann tidengerecht zu unserer Kanalüberfahrt auf, ließen uns vom Nippstrom durch das Alderney-Race saugen und setzten dann den Einheits-Magnetkompasskurs auf die Needles ab. Über Grund in einer sauberen S-Kurve über den Kanal gesegelt erreichten wir im Morgengrauen nach spannenden Begegnungen mit der Berufsschifffahrt die Needles. Dort ging es mit 4-5bft raumschots Wind mit Strom in den Solent. Die Wellenhöhe an der Engstelle war beeindruckend.
Es schloss sich ein Zwischenstopp in Cowes bei der Shepards Wharf Marina, wo wir Gas und Wasser nachbunkerten, und ein netter Landgang durch das britische „Segler-Mekka“ an. Um 16 Uhr legten wir bei bestem Wind ab und erreichten (Planung ist alles) mit Wind und Strom im Rücken schon nach etwa 3 Stunden die Einfahrt von Chichester Harbour. Der Wind passte und so konnten wir nur unter Genua bei 5bft bis kurz vor Itchenor segeln und mussten erst auf den letzten Metern den Motor anwerfen. Die Moorings liegen eng in Chichester Harbour und so kam es zu dem unvergesslichen Dialog zwischen Skipper und Rudergängerin Hinna: „Wir stoppen dann direkt neben der Boje da vorne auf.“ - „Nein, das mach‘ ich nicht! Das ist viel zu eng!“. Nach etwas Überzeugungsarbeit waren wir wenig später fest an der Mooring und konnten den Sonnenuntergang in diesem einzigartigen Naturhafen genießen.
Auch für den Folgetag war ordentlich Wind von 4-5bft vorhergesagt. In der Realität wurde es dann sogar noch etwas mehr, so dass wir nur unter Genua segelten. Diese haben wir zum Nachmittag sogar noch etwas eingerefft, um zum Einen beim Surfen auf der Welle nicht zu schnell zu werden und zum Anderen nicht zu früh in Brighton zu sein, da eine Einfahrt dort erst am frühen Abend (ca. 2 Std. nach Niedrigwasser) möglich war. Gegen 19 Uhr standen wir bei 5-6bft vor der Hafeneinfahrt, wo wir vor dem Hafenbecken nochmal ordentlich durchgeschüttelt wurden. Im Hafen war dann erwartungsgemäß keine Welle, jedoch unerwartet ungebremster Wind. Wir wussten, dass wir knapp 2 Stunden nach Niedrigwasser nicht viel Platz im Hafenbecken hatten – somit wurde es ein spannendes Hafenmanöver.
Aufgrund der erwarteten Wetterentwicklung musste es am Samstag direkt weiter nach Dover gehen. Ablegen um 8:15 Uhr und wieder mit achterlichem Wind und guter Fahrt mit Strömungsunterstützung nach Westen. Da der Wind etwas geringer als gestern war, wurde ein gutes Stück im Schmetterling mit Bullenstander über den Nullmeridian gesegelt – zusammen mit dem beinahe wolkenlosen Himmel eine große Freude! Die erste Anmeldung bei Dover Port Control erfolgte zum Sonnenuntergang und damit gute 2 Stunden früher als geplant. Der Sonntag war zum Nachmittag mit Sturm mit Böen bis 9bft und 4m Welle vor der Hafeneinfahrt Dover angesagt. Wir blieben daher planmäßig im Hafen, bereiteten unsere Überfahrt in die Niederlande vor und erkundeten Dover. Die Sturmfront zog dann gegen Mitternacht durch. Es war schon klar, dass es danach nur ein Zeitfenster von 24 Stunden mit Wind geben würde. Wir gaben der See noch 3 Stunden zur Beruhigung und liefen um 3 Uhr in der Frühe aus.
Bei besten Bedingungen verließen wir also um 3 Uhr die Granville Docks. Vor der Mole stand noch ein halber Meter Dünung, die schon kurze Zeit später in der Landabdeckung deutlich weniger wurde. Wir segelten bei beginnend 4bft an den Goodwin Sands vorbei, ließen Ramsgate links liegen und bogen dann nördlich des TSS North Hinder North bei mittlerweile wieder 5-6bft nach Osten ab. Das Kreuzen der Schifffahrtswege war recht entspannt, doch auf Grund des steigenden Abstands von der britischen Küste nahm die Welle kontinuierlich zu. Es zeichnete sich ab, dass wir es mit dem restlichen Wind nicht ganz bis an die niederländische Küste schaffen würden, daher musste knapp 24 Stunden nach Auslaufen in Dover dann doch nochmal die Hauptmaschine für die letzten 15nm ran. Am frühen Morgen erreichten wir so die Schleuse von IJmuiden, wo wir problemlos zügig in den Nordseekanal einschleusten. Nach insgesamt 29 Stunden machten wir schließlich um 10 Uhr in der Amsterdam Marina fest. Der Rest des Tages war von Erholung und Ausflügen geprägt. Auch den Folgetag verbrachten wir hier, wobei wir ein ganztägiges Manövertraining mit An- und Ablegern (wieder in zwei Gruppen) veranstalteten, was allen die Möglichkeit für weitere Erkundung der wunderschönen Altstadt gab.
Mittlerweile war es Donnerstag und die Brückenzeiten in Amsterdam legten nahe, mit dem frühen Vogel aufzustehen, bevor die Klappbrücke zwischen 7 und 9 Uhr für den Berufsverkehr geschlossen bliebe. Punkt 5:30h also Ablegen noch im Dunkeln – für alle Fälle lief in er ersten Stunde auch das Radar im Nahbereich mit. Planmäßig konnten wir um 6:35h durch die Oranjesluizen schleusen und die vorletzte Brückenöffnung um 6:40h nutzen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit zwei Einheiten Manövertraining unter Segeln: Teil 1 im Markermeer, Teil 2 nach der Schleuse von Enkhuizen dann im IJsselmeer. Am Abend ließen wir uns unter Genua bis in den Hafen von Medemblik blasen und machten auf den letzten Metern unter Maschine im Päckchen an einer anderen Segelyacht im Middenhaven fest. Die Beschaulichkeit des kleinen Örtchens hat alle überzeugt – ein wirklich schönes Segelziel.
Freitag. Der letzte Tag vor der SKS-Prüfung. Wir haben das Manövertraining fortgesetzt – nun das letzte wichtige Manöver: Boje über Bord unter Segeln mit Motorunterstützung. Vor der Einfahrt in den Stadthafen haben wir dann noch eine kurze Runde Ankermanöver gefahren. Am Ende des Tages entschieden wir uns für einen Liegeplatz im betriebsamen Stadthafen von Lemmer und konnten butterweich längsseits einer Motoryacht festmachen.
Der Prüfungstag! Der eine Prüfling vom Vortörn war schon am Vorabend angereist, der Zweite stand morgens pünktlich auf der Matte. Wir legten direkt ab um den beiden angereisten Prüflingen nochmal die Möglichkeit zu geben, sich auf das Schiff einzustellen. Nachdem wir die Prüfer an Bord genommen hatten ging es für die 9 Prüflinge los. Es folgte eine insgesamt 6-stündige SKS-Prüfung bei 2bft Wind. Die Prüfung war sowohl im praktischen wie auch im theoretischen Teil durchaus intensiv. Am Ende haben bei den fairen und menschlich angenehmen Prüfern alle bestanden.
Nach kurzem Jubel setzten wir die Prüfer ab und verholten dann hinter die letzte Brücke von Lemmer, spazierten am Kanal entlang in die Stadt und feierten den erfolgreichen Tag und den hinter uns liegenden Törn. In der Nacht ging es noch zurück zu Enjoy Sailing, wo wir am Sonntag die Akinom schadenfrei an den Vercharterer zurückgeben konnten.
Unser Törn endete nach geloggten 612nm, davon 521nm unter Segeln und 91nm unter Motor erfolgreich mit neun bestandenen SKS-Prüfungen und neuen Freundschaften :-).